Palliative Schmerztherapie bei Skelettmetstasen
Bei malignen Erkrankungen wie dem Prostata- und Mammakarzinom kann es im fortgeschrittenen Stadium zu einer sehr schmerzhaften Tumorabsiedlung in das Skelettsystem kommen. Therapiemaßnahmen wie Chemotherapie, Schmerztherapie, Hormontherapie oder perkutane Strahlentherapie führen nicht immer zu einer ausreichenden Schmerzlinderung.
Die Therapie mit Radiopharmaka bietet unseren Patienten eine effektive Möglichkeit, Knochenschmerzen zu lindern und dadurch ihre Lebensqualität zu steigern Eine Heilung Ihres Leidens kann durch diese Maßnahme jedoch leider nicht bewirkt werden.
Ziel der palliativen Schmerztherapie ist es, eine möglichst hohe Strahlendosis in den Knochenmetastasen zu erzielen ohne das Knochenmark zu schädigen.
Hierzu werden Radionuklide mit ß-Strahlung verabreicht, welche im Gewebe eine Reichweite von nur wenigen Millimetern haben, sodass die Wirkung der Strahlung weitgehend auf die Metastasen beschränkt bleibt. Die Radionuklide reichern sich bevorzugt am Skelett dort an, wo der Knochenstoffwechsel stark erhöht ist. Dies ist hauptsächlich bei sogenannten osteoblastischen Metastasen der Fall.
Voraussetzungen
Wenn alle primären Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind und eine sehr schmerzhafte, multilokuläre bis disseminierte Skelettmetastasierung vorliegt, kann eine Radionuklidtherapie in Betracht gezogen werden.
Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist der szintigraphische Nachweis einer signifikanten Anreicherung dieser Radionuklide in den Metastasen. Hierzu wird ambulant eine Skelettszintigraphie angefertigt.
Instabile Wirbelkörper oder pathologische Frakturen der Wirbelkörper als Ursache der Schmerzsymptomatik sowie auch eine Kompression des Rückenmarkes oder der Nerven sollten vor der Therapie ausgeschlossen sein.
Eine Radionuklidtherapie darf in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht durchgeführt werden, auch stellt eine Niereninsuffizienz oder eine disseminierte intravasale Koagulopathie (DIC) eine Kontraindikation für die Durchführung der Therapie dar.
Eine Therapie mit Aredia sollte für die Radionuklidtherapie unterbrochen werden.
Ein aktuelles Blutbild ist unerlässlich.
Therapie
Zur Therapie wird das Radionuklid einmalig intravenös verabreicht.
6 Stunden später wird nach der Injektion von Sm-153-EDTMP ein Ganzkörperszintigramm zur Dokumentation der Tracerverteilung angefertigt.
Die Therapie mit Sm-153-EDTMP erfolgt ambulant.
Nebenwirkungen
Nach der Therapie können die weißen Blutkörperchen und die Blutplättchen um 30-70% des Ausgangswertes absinken, wobei eine erhöhte Infektions- und Blutungsgefahr besteht. Diese knochenmarksuppressive Wirkung kann durch knochenmarkverdrängendes Tumorgewebe, eine zusätzliche Chemotherapie oder eine externe Strahlentherapie verstärkt werden. Daher sollte eine Radionuklidtherapie nicht gleichzeitig, kurz vor oder nach einer Chemotherapie bzw. perkutanen Radiotherapie mit großen Bestrahlungsfeldern durchgeführt werden.
Schmerzlindernde Wirkung
Zu Beginn der Behandlung, in den ersten zwei Tagen nach der Injektion, können die Schmerzen vorübergehend zunehmen. Bei Therapieansprechen (ca. 70%) kommt es innerhalb weniger weiterer Tage zu einem allmählichen Nachlassen der Schmerzen, eine signifikante Besserung der Schmerzsymptomatik ist jedoch erst nach 1-3 Wochen zu erwarten.
Die schmerzlindernde Wirkung der Therapie hält im Regelfall über mehrere Monate an. Das Wachstum der Metastasen wird verlangsamt.
Nach drei Monaten wird zur Therapiekontrolle eine Skelettszintigraphie angefertigt.
Die Radionuklidtherapie kann bei wiederauftretenden Schmerzen bzw. bei unzureichendem Ansprechen der ersten Therapie wiederholt werden. Die Voraussetzung ist ein stabiles Blutbild.
Die Ansprechrate liegt bei der Zweittherapie immerhin noch bei etwa 50%.
Eine erneute Therapie mit Sm-153-EDTMP sollte frühestens nach 4 Monaten erfolgen.